Im Rahmen der Sparmaßnahmen im Sozialbereich wurde Ende des Jahres 2017 vom Land OÖ angekündigt, dass das Projekt Stimmenhören 2018 nicht mehr gefördert wird. Die jährliche Fachtagung zum Welttag des Stimmenhörens Ende Oktober sowie die Möglichkeit zur Fortbildung und Vernetzung für Professionisten im Rahmen der internationalen Dachvereinigung Intervoice wurde als selbständiges Projekt als Ermessensausgabe gefördert, um damit Unabhängigkeit vom Träger zu schaffen. Das Angebot der Selbsthilfegruppe und die Beratung für StimmenhörerInnen werden im Rahmen des Angebots vom Psychosozialen Zentrum Linz/Urfahr-Umgebung von EXIT-sozial weiterhin bereitgestellt und sind von der Budgetstreichung nicht betroffen.
EXIT-sozial ist die Wichtigkeit der Fachtagung, Fortbildung und Vernetzung für ProfessionistInnen bewusst und möchte diese weiter erhalten. Darum bemühen wir uns nun bei anderen FördergeberInnen und -stellen um eine Finanzierung des in Österreich einzigartigen Angebots.
Selbsthilfegruppe: seit 24 Jahren über 2.300 KlientInnen betreut, dazu auch Angehörige und Professionisten
Einzelberatung: rund 90 Einzelttermine mit Betroffenen (Stand 2016)
Telefonberatung: um die 60 Anrufe aus AT, DE, CH pro Jahr
Fachtagung: 12 Veranstaltungen mit bis zu 100 TeilnehmerInnen; Betroffene, Angehörige, ProfessionistInnen und je nach Thema auch die interessierte Öffentlichkeit
Tagungen/Workshops: jährliches Treffen stimmenhörender Menschen mit über 60 TeilnehmerInnen, davon 50% Betroffene, 25% Angehörige, 25% Professionisten, viele aus OÖ aber auch den anderen Bundesländern und Bayern
Fortbildungen: für ProfessionistInnen und Betroffene aus ganz Österreich
Unser Ziel ist es, dass Menschen, die Stimmen hören, nicht als krank ausgegrenzt, sondern in der Gesellschaft akzeptiert werden. Dazu bedarf es an ausgebildetem Personal, der Vernetzung mit anderen zum Wissensaustausch und gegenseitigem Lernen!
Angefangen hat es 1993 mit einer Klientin in einer unserer Wohngemeinschaften, die ungewöhnliche Stimmen hörte und sehr darunter litt. Für diese Frau war in ganz Österreich keine Hilfe zu finden. Nach einer Reise in die Niederlande und nach Vorbild des innovativen Psychiaters Marius Romme – er machte die Erfahrung und das Wissen der Betroffenen zum ersten Mal allgemein nutzbar – wurde das „Netzwerk Stimmenhören“ gegründet. Wenig später gab es die erste Selbsthilfegruppe in Linz für Menschen, die Stimmen hören. Bis heute trifft sich diese monatlich und ist neben der Beratung und der Hilfe am Telefon das einzige Angebot für StimmenhörerInnen in Österreich. Neben der Beratung hat das Netzwerk auch eine jährliche Fachtagung ausgerichtet und damit die Vernetzung und Weiterbildung für Professionistinnen ermöglicht. Auch zur Entstehung der internationalen Dachvereinigung Intervoice haben die Mitglieder des Netzwerks Stimmenhören maßgeblich beigetragen.
6% der Bevölkerung bzw. um die 70.000 Menschen in Oberösterreich kennen das ungewöhnliche Erlebnis, Stimmen zu hören, die sonst niemand hören kann. Die Stimmen können flüstern oder schreien, freundlich oder boshaft sein, selten oder ständig auftreten, nach einiger Zeit wieder verschwinden oder bleiben. Manchmal geben die Stimmen sogar hilfreiche, tröstliche Anweisungen. Manche hören die Stimme der verstorbenen Partnerin, jeder 10. junge Mensch hört Stimmen, die oft als helfendes Wesen erlebt werden und nach der Pubertät wieder verschwinden. Für den Großteil der Betroffenen ist das Stimmen hören unproblematisch und sie können sehr gut damit leben. Für jene Menschen, die darunter leiden, bieten wir dementsprechende Hilfe zum Umgang mit den Stimmen an.
Selbsthilfegruppe: jeden 2. Mittwoch im Monat, 17:00 Uhr
Beratung: jeden 2. Mittwoch im Monat, 18:00 – 19:00 Uhr und nach Vereinbarung
im Psychosozialen Zentrum von EXIT-sozial, Wildbergstr. 10a, 4040 Linz
Hilfe am Telefon: Mittwoch 14:00 – 16:00 Uhr unter 0699/171 88 480
Hilfe per Email: stimmen@exitsozial.at
Website: www.stimmenhoeren.at
